Fakir
Spiritualität / Askese / Sufismus / Populärkultur
Definition:
Ein Fakir (arabisch: فقير faqīr, „Armer“) ist ursprünglich ein asketischer Derwisch oder Wundertäter innerhalb des islamischen Sufismus, der durch spirituelle Übungen, Armut und Hingabe zu Gott besondere Fähigkeiten oder innere Einsicht erlangt. Im westlichen Sprachgebrauch wird der Begriff oft allgemein für Personen verwendet, die spektakuläre körperliche Leistungen vollbringen (z. B. auf Nägeln liegen, Feuer laufen, Nadeln durch Haut stechen).
Im Sufismus bezeichnet faqīr jemanden, der sich selbst entäußert, um in der Nähe Gottes zu leben.
Der Begriff bedeutet wörtlich „Bedürftiger“ – gemeint ist die spirituelle Bedürftigkeit gegenüber Gott.
Fakire leben oft in Armut, Meditation und Abkehr von der Welt (Zuhd).
Entstammen meist einem muslimischen Mystikerorden (z. B. Qadiriyya, Chishtiyya)
Praktizieren Dhikr (Gottesgedenken), Fasten, Stille, körperliche Askese
Manche sind Wanderprediger oder Heiler, andere leben zurückgezogen als Heilige
Ab dem 19. Jahrhundert durch Reisende, Zirkusse und Kolonialberichte bekannt
Oft reduziert auf spektakuläre Körperbeherrschung:
Schlafen auf Nagelbrettern
Durchbohren von Haut
Schmerzunempfindlichkeit
Diese Darstellungen haben spirituelle Bedeutung oft verdrängt und einen exotischen „Showcharakter“ hervorgebracht
Der Fakir steht im eigentlichen Sinn für geistige Freiheit, Überwindung des Ego und absolute Gotteshingabe
In esoterischen oder spirituellen Kontexten gilt er als Sinnbild für Selbstdisziplin, Grenzerfahrung und Bewusstseinserweiterung
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